Montag, 21. Mai 2012

41.Gedicht-zur-Woche


Gedenken


Am Morgen erwacht,
aus einem Traum stibitzt,
sanft und ohne große Hast,
einen ersten Atemzug bewusst empfunden.
Wissentlich mit dem Gedanken spielend etwas verändern zu können,
mit einem Blick, mit einem einzigen,
Augenschlag um Augenschlag.
Der Brustkorb hebt sich,
wieder und wieder,
es fühlt sich gut an,
es fühlt sich an nach Leben, so unbesonnen, so direkt.
Den Blick friedlich schweifend heraus in die Natur,
ein Lächeln vergangener Tage,
die Erinnerung blüht und doch,
sie schlendert vergänglich,
wie Pusteblumen sorglos im Winde.
Getragen auf den sachttesten Strömen,
von Wipfel zu Wipfel bis in unsehbares Land.
Vermögend wäre ich könnt’ ich sie dingfest machen,
tadellos, es wirkt träumerisch,
fast schon naiv im Vorübergehen.
Und doch, dem Geiste Herr, der Sprache mächtig,
der Blick gewillt vollends mit Taten,
ein letztes Gut ist noch geblieben.
Es möchte in Gebrauch genommen werden,
zu viel Zeit verging seither,
zu lange schon ward es verborgen,
drunten, bei der tiefsten Kerkerei.
Ein neuer Atemzug,
weiter und weiter und immer einer mehr.
Bekennendes Starren,
der Erkenntnis tolerierend, so lebe man,
mit allem was schlussendlich noch geblieben
und sei es nur ein kleines, ein winzig kleines Lächeln.

Marc Benduhn

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