Montag, 14. Mai 2012

40.Gedicht-zur-Woche


Der Narzisstenspiegel

In den kühlen Händen haltend,
wippt ein Blümlein sacht dahin.
Wohl erklingend jene Farben,
fast wie er so wunderschön,
betrachtend sich im Spiegel so,
der Schulter klopfend dankt sich selbst.
Der Halter ist’s der grinst im Ganzen,
nicht das Blümlein was zerbricht.
Mittels großzügig geschwollener Brust,
die Augen können’s leicht beschwören,
kichert er, der Halter selbst.
Nur nach draußen, nicht dort drinnen,
sprießen Knospen üppigster Heiterkeit.
Oft genug war er der Prinz,
kläglich dem dies noch zu dürftig,
wieder und wieder scheint nicht reichlich.
Ein Netz, gesponnen aus Intrigen,
wenn’s dem Ganzen dienlich ist,
fortan wird noch weiter weben,
eigens nur das Eine zählt.
Die Meute braucht es,
denn sie will es,
mehr noch, unaufhörlich mehr.
Sie eifert nach, nicht irgendwem,
nicht dem Blümlein, nicht sich selbst,
lässt’s der Geist nicht klar erkennen,
wirft der Spiegel Schatten ein.
Nebel legt sich um den Halter,
doch er merkt’s nicht im Geringsten.
Alles jubelt, applaudiert,
auch wenn er’s nicht recht versteht.
Künftig hört sich selber klatschen,
laut, viel lauter wird es werden,
bis der Spiegel je zerbricht.

Marc Benduhn

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