Montag, 26. November 2012

68.Gedicht-zur-Woche



Fräulein Hannsen: oder Das Glück, welches nie eilt

Fräulein Hannsen ach, die Gute,
ei wie ist es ihr zumute,
schon des nachts ging’s ihr nicht gut,
drang aus Nas’ und Ohren Blut.          

„Welchen Grund!“, so denkt sie sich,
hat dies räud’ge Blutgemisch.
Ist seit Tagen schon im Gange,
Tag um Tag wird ihr mehr bange.

Zack, die Medizin gezückt,
Fräulein Hannsen fühlt das Glück,
Vitamine, ha, des Übels Feind,
eifrig in ihr Hoffnung keimt.

Kurze Zeit, ei schau da,
ein Wunder ach, wie wunderbar.
Es blutet nicht, kein Tröpfchen mehr,
der Spuk vorbei, es freut sie sehr.

Doch wer dacht’ der Spuk sei fort,
dem fehlt auch das letzte Wort.
Denn, die Nacht die nun gewesen,
glänzte nicht mit freud’gen Späßen.

Wiederum, wie’s eh schon war,
funkelt nur die rote Scharr.
Fräulein Hannsen wähnte sich,
in einer Pfütze Blutgemisch.

„Wo soll das denn nur noch enden,
täglich wechsle ich die Hemden,
fortan wird aus weiß nur rot,
ist dies nicht die einz’ge Not.“

Träge schwirrt sie hier umher,
kraftlos wie ein Wolkenmeer,
wenn nicht bald etwas geschieht,
gibt’s den satten Todeshieb.

 „Ach bei Gott, wer helfe mir,
komm’ herein zu dieser Tür!“
Kaum gesprochen dieses Wörtchen,
ruft ein Herr vom stillen Örtchen.

„Hannsen, Fräulein, willst’s probieren,
mit Papier den Fluch zu schmieren?“
Kurz gedacht wie es doch sei,
zu ärgern nun die Teufelei.

Ratzefatz die Treppe runter,
aufgewacht und sogleich munter,
ei, die Hast, so schau doch nun,
Hannsen hat nun Zeit zum ruhn’.

Was seit Tagen ihr verwehrt,
ist nun endlich eingekehrt.
Hät’ sie sich doch Zeit genommen,
wäre Sie dem dem Tod entronnen.

So wird man es sich erzählen,
Hannsen wollt’s nicht länger quälen,
setzte jüngst dem Spuk ein Ende,
als ob der Tod ihr Leben pfände.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       

Text: Marc Benduhn
Bild: Sabrina Rath

Montag, 19. November 2012

67.Gedicht-zur-Woche



Feiertag
 
Wie ein Tag doch so verrinnt,
spielt der Vater mit dem Kind,
kommt die Mutter noch herbei,
ist’s ein schönes Dreierlei.

An manch‘ Tagen, so wie diesen,
könnt‘ man Tränen doch vergießen,
nicht vor Kummer oder Leid,
einzig zwecks der Heiterkeit.

Denn es blüht schon früh am Morgen,
keiner macht sich sichtlich Sorgen,
jüngst ein Blumenstrauß zu Tisch,
riecht so wohlig, knackig, frisch.

Auch an andren schönen Gaben,
darf sich die Familie laben,
so riecht’s auch nach Brot und Kuchen,
lang muss man danach nicht suchen.

Wenn’s doch immer nur so wär‘.
geb’s doch keine Tränen mehr,
doch wer’s glaubt, der auch bedenke,
wie ein Leben sich verrenke.

Ist‘s nicht nur die Freud‘ die fügt,
manchmal auch ein Leid was siegt,
doch wenn jeder hilft dem andern,
lässt so mancher Berg sich wandern.

Marc Benduhn

Montag, 12. November 2012

66.Gedicht-zur-Woche

Ganzer Mensch

Was nützt des Betrachters Auge Erscheinung,
wenn der Kern längst Risse birgt.
So ist es nicht der Stoff der glänzt,
vielmehr die Hand, welche ihn erschuf.

Marc Benduhn


Montag, 5. November 2012

65.Gedicht zur Woche

Mäuler

Errötete Köpfe wandeln umher,
das Denken im Ganzen fällt sichtlich schwer.
Interesse hingegen wecken Gemüter,
sie fliegen von mehreren Seiten herüber.

Ein Fletschen von Zähnen wird unruhig vernommen,
die Spitze des Berges scheint noch nicht erklommen.
Gespaltene Zungen breiten sich aus,
bilden verzückt einen Flammenfußstrauß.

Der Flammenfuß wird demnach Teufel genannt,
zeigt zu oft sein Antlitz ,ist stets uns bekannt.
Er schunkelt, er balgt, er tobt mit den Vielen,
wird stet's auf so manch' eurer Seelen schielen.

Nur zu, wenn sie spielen und tuscheln im Kreise,
wie Kinder, nie kindlich, in keinster Weise.
Stopft eure Münder und kehrt mit dem Besen,
und werdet folglich zum besseren Wesen.

Tut ihr es nicht, so wird's euch ergehen,
wie einigen anderen, werdet's schon sehen.
Doch falls es gelingt, ein Spaß auch zugleich,
wird Lohn aus der Mühe und werdet schnell reich.

Nicht reich an Besitz,
nicht reich an den Dingen, die selten ein Lob des Dankes euch bringen.
Es gibt jene Güter, die niemals vergehen,
nur seicht in den Winden von Ort zu Ort wehen.

Marc Benduhn