Fräulein Hannsen: oder
Das Glück, welches nie eilt
ei wie ist es ihr zumute,
schon des nachts ging’s ihr nicht gut,
drang aus Nas’ und Ohren Blut.
„Welchen Grund!“, so denkt sie sich,
hat dies räud’ge Blutgemisch.
Ist seit Tagen schon im Gange,
Tag um Tag wird ihr mehr bange.
Zack, die Medizin gezückt,
Vitamine, ha, des Übels Feind,
eifrig in ihr Hoffnung keimt.
Kurze Zeit, ei schau da,
ein Wunder ach, wie wunderbar.
Es blutet nicht, kein Tröpfchen mehr,
der Spuk vorbei, es freut sie sehr.
Doch wer dacht’ der Spuk
sei fort,
dem fehlt auch das letzte Wort.
glänzte nicht mit freud’gen Späßen.
Wiederum, wie’s eh schon war,
funkelt nur die rote Scharr.
Fräulein Hannsen wähnte sich,
in einer Pfütze Blutgemisch.
„Wo soll das denn nur noch enden,
fortan wird aus weiß nur rot,
ist dies nicht die einz’ge Not.“
Träge schwirrt sie hier umher,
wenn nicht bald etwas geschieht,
gibt’s den satten Todeshieb.
„Ach bei Gott, wer helfe mir,
komm’ herein zu dieser Tür!“
Kaum gesprochen dieses
Wörtchen,
„Hannsen, Fräulein, willst’s probieren,
mit Papier den Fluch zu schmieren?“
Kurz gedacht wie es doch sei,
Ratzefatz die Treppe
runter,
aufgewacht und sogleich munter,
ei, die Hast, so schau doch nun,
Hannsen hat nun Zeit zum ruhn’.
Was seit Tagen ihr verwehrt,
ist nun endlich eingekehrt.
Hät’ sie sich doch Zeit genommen,
wäre Sie dem dem Tod entronnen.
So wird man es sich erzählen,
Hannsen wollt’s nicht länger quälen,
setzte jüngst dem Spuk ein Ende,
als ob der Tod ihr Leben pfände.
Text: Marc Benduhn
Bild: Sabrina Rath