Montag, 28. Mai 2012

42.Gedicht-zur-Woche


Tendenz

Der Natur ergeben, vollends im Ganzen,
der Überzeugung folgend mit blühendem Herzen,
nicht nur die innere Kraft wächst Ast um Ast
zu einer wuchernden, prächtigen Krone, nein,
auch der äußeren Magie kann durchaus ein Funke der Begleitung entnommen werden.

Ja, dieser Funke.
Er lässt ein Feuer entfachen,
ein Bild aus vielen,
ein Neugierdeporträt möcht’ man’s nennen,
ein Werk der Bedürfnis,
ein intuitives Vermächtnis des Geistes.

Es taumelt nicht, nicht im geringsten,
denn ein Gerüst, erbaut aus psychischer und physischer Stabilität,
ragt pompös an den Wurzeln empor.

Es ist die Wiege, welche Anschub gewährte,
es ist das Lernen, ein Leben lang und darüber hinaus.
Jene Empathie lässt gedeihen, jener Grad der Nächstenliebe,
ein Dienst der aufrichtigen Verantwortung
mit unaufdringlicher Distanz im gewissen Maße.

Ein Bauchgefühl, ein Verwirklichungstrieb des eigenen Charakters,
die unendliche Begierde des Austestens der eigenen Grenzen,
sollten mit, dennoch nicht nur, berücksichtigt werden.
Dann, und nur dann, kann ein geebneter Weg bestritten,
oder wenn nötig, durchaus verlassen werden,
um sich folglich anregend für Neues herzurichten.

Marc Benduhn


Montag, 21. Mai 2012

41.Gedicht-zur-Woche


Gedenken


Am Morgen erwacht,
aus einem Traum stibitzt,
sanft und ohne große Hast,
einen ersten Atemzug bewusst empfunden.
Wissentlich mit dem Gedanken spielend etwas verändern zu können,
mit einem Blick, mit einem einzigen,
Augenschlag um Augenschlag.
Der Brustkorb hebt sich,
wieder und wieder,
es fühlt sich gut an,
es fühlt sich an nach Leben, so unbesonnen, so direkt.
Den Blick friedlich schweifend heraus in die Natur,
ein Lächeln vergangener Tage,
die Erinnerung blüht und doch,
sie schlendert vergänglich,
wie Pusteblumen sorglos im Winde.
Getragen auf den sachttesten Strömen,
von Wipfel zu Wipfel bis in unsehbares Land.
Vermögend wäre ich könnt’ ich sie dingfest machen,
tadellos, es wirkt träumerisch,
fast schon naiv im Vorübergehen.
Und doch, dem Geiste Herr, der Sprache mächtig,
der Blick gewillt vollends mit Taten,
ein letztes Gut ist noch geblieben.
Es möchte in Gebrauch genommen werden,
zu viel Zeit verging seither,
zu lange schon ward es verborgen,
drunten, bei der tiefsten Kerkerei.
Ein neuer Atemzug,
weiter und weiter und immer einer mehr.
Bekennendes Starren,
der Erkenntnis tolerierend, so lebe man,
mit allem was schlussendlich noch geblieben
und sei es nur ein kleines, ein winzig kleines Lächeln.

Marc Benduhn

Montag, 14. Mai 2012

40.Gedicht-zur-Woche


Der Narzisstenspiegel

In den kühlen Händen haltend,
wippt ein Blümlein sacht dahin.
Wohl erklingend jene Farben,
fast wie er so wunderschön,
betrachtend sich im Spiegel so,
der Schulter klopfend dankt sich selbst.
Der Halter ist’s der grinst im Ganzen,
nicht das Blümlein was zerbricht.
Mittels großzügig geschwollener Brust,
die Augen können’s leicht beschwören,
kichert er, der Halter selbst.
Nur nach draußen, nicht dort drinnen,
sprießen Knospen üppigster Heiterkeit.
Oft genug war er der Prinz,
kläglich dem dies noch zu dürftig,
wieder und wieder scheint nicht reichlich.
Ein Netz, gesponnen aus Intrigen,
wenn’s dem Ganzen dienlich ist,
fortan wird noch weiter weben,
eigens nur das Eine zählt.
Die Meute braucht es,
denn sie will es,
mehr noch, unaufhörlich mehr.
Sie eifert nach, nicht irgendwem,
nicht dem Blümlein, nicht sich selbst,
lässt’s der Geist nicht klar erkennen,
wirft der Spiegel Schatten ein.
Nebel legt sich um den Halter,
doch er merkt’s nicht im Geringsten.
Alles jubelt, applaudiert,
auch wenn er’s nicht recht versteht.
Künftig hört sich selber klatschen,
laut, viel lauter wird es werden,
bis der Spiegel je zerbricht.

Marc Benduhn

Montag, 7. Mai 2012

39. Gedicht-zur-Woche


Held

Ein Held ist er, wie er im Buche steht.
Majestätisch übermannt er seine Gegner,
verteidigt jene, die er liebt,
hilft aufopferungsvoll denen, die es verdienen.
Prachtvoll ist sein Erscheinen,
verwachsen, mit den Wurzeln seines Daseins.
Wie glücklich doch sein Umfeld agiert,
bringt Heiterkeit in ihre Herzen.
Ein Prunkstück.
Turbulent, wie alles Leid an ihm zu zerschmettern droht.
Eine Kategorie, gelistet in den Reihen der edelsten und größten der Großen,
klagend dabei niemals und doch,
so einzeln, mehr noch, ein einsames Wesen,
berufen von vielen, gefürchtet von manchen, geliebt von den meisten.
Am Ende folglich, in der Stille meist, wirkt seine Präsenz bedenklich unbegleitet.

Marc Benduhn