Montag, 15. Oktober 2012

62.Gedicht-zur-Woche

Herr von Neid


Gar wohl besonnen wird geschaut,
ob man sich seinen Augen traut,
des Nachbars Schulter wirkt so klein,
da darf man schon mal größer sein.

Einmal in die Hand gespuckt,
dem Freunde grüßt ein Händedruck,
das Schicksal fast sogleich besiegelt,
das Haar wird nun zu zweit gestriegelt.

Doch die Tinte ist noch frisch,
das Teufelsblatt noch nicht vom Tisch,
denn unten ganz am Ende dort,
da steht's, dass allerkleinste Wort.

Der Neid mein Freund ist meine Last,
sei mir nicht bös', bin eh verhasst,
seit jeher und seit Tagen schon,
ist Prügel, Stunk und Hass mein Lohn.

Ich darf doch bitten, gesetzt dem Falle,
dass deine Faust ins Gesicht mir pralle,
am Ende soll doch steh'n geschrieben,
er spielte jüngst mit seinen Trieben.

Ein kleiner Laut der blieb ihm noch,
alsbald er unter's Erdreich kroch,
Herr von Neid, das räud'ge Wesen,
seine Zeit ward nun gewesen.

Marc Benduhn


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